Anwesen Röll / Otto / Wenghöfer, Fritzlarer Straße 2
Am 03.12.1779 heiratete der aus Wendershausen stammende Steinhauer und Maurermeister Johannes Röll (*1753 +1818) Eva Boss (*1752 +1814) aus Wabern. Aus der reichen Kinderschar trat der Zweitgeborene Johannes Röll (*1782 +1838) in die Fußtapfen des Vaters. Der Maurermeister und Gemeinderat ging am 04.06.1815 mit Anna Getrud Jäger (*1790 +1853) aus Uttershausen die Ehe ein. Von den sechs Kindern des Ehepaares war Adam Röll (*1818 +1891) der Stammhalter. Der Ackermann ehelichte am 24.03.1845 Martha Elisabeth Fennel (*1824 +1881). Insgesamt 9 Geburten ließ der Vater beurkunden. Der Erstgeborene, Georg Röll (*1846 +1890) wurde Hoferbe. Er hatte am 20.03.1872 Anna Catharina Witzel (*1845 +1914) geheiratet. Ihr einziges Kind, Heinrich (*04.04.1873 +1952) vermählte sich 1900 mit Marie Hansmann (*09.06.1876 +1974). Das Ehepaar hatte die Kinder:
Maria Martha Katharina *1900 +1995
Heinrich *1902 +1902
Die Hoferbin Maria gab 1927 dem Landwirt Johannes Otto (*28.01.1897 +1981) das Ja-Wort. Johannes war der Sohn des Landwirts Christian Otto und seiner Ehefrau Elise geborene Wilhelm (siehe Kalenderblatt 08/2009).
Das Ehepaar Maria und Johannes Otto erfreuten sich an der Tochter Maria Elisabeth Hildegard (*1929), die später den Hof erbte. Hildegard heiratete 1953 den Landwirt Hans Alfred Wenghöfer (*1928) aus Schlecken (Ostpreußen). Das Flüchtlingsschicksal des Ehemannes ist auf den Kalenderblättern 08/2005, 03/2006 und 04/2006 nachzulesen.
Das Ehepaar Wenghöfer hat die Kinder Horst (*1954) und Gerlinde Martha (*1958). Ein Stein im Kellermauerwerk des Wohnhauses trägt die Inschrift:
"Johannes Röll und dessen Efrau haben Gott verdraut
und dieses Hauss gebaut anno 1806
Wie der Korfuerst sein Land freiwillig den Franszsosen übergab.
So geschen den 1. November 1806"
Was Johannes Röll bewogen hat, diesen etwas ungewöhnlichen Text in Stein meißeln zu lassen und mit seinem Hausbau in Verbindung zu bringen, ist nicht überliefert. War es die Freude darüber, dass der Kurfürst ohne "Blutvergießen" dem Feind das Land übergab – oder war er ein Patriot, dem es arg zuwider war, als sein Landesherr "freiwillig" die Franzosen ins Land ließ? Bekannt ist, dass der Steinhauer und Maurermeister Johannes Röll 57 Jahre alt war, als er 27 Jahre nach seiner Hochzeit dieses Anwesen erbaute. Sein zweiter Sohn konnte mit seinem 24 Jahren kräftig mithelfen, zumal er das Maurerhandwerk erlernt hatte.
Vor 1929 erfuhr das Gründstück jedoch eine Erweiterung. Vor dieser Zeit stand neben dem Haus Fritzlarer Straße 6 (Morsch, heute Bieber) ein kleines einfaches Wohnhaus mit durchgehendem Grundstück. Da der Eigentümer nach Amerika auswanderte, verkaufte er die kleine Hofreite. Johannes Otto errichtete 1929 dort ein Scheunengebäude mit Kuh- und Schweinestall. Das erworbene baufällige Wohnhaus wurde 1969 abgerissen. Heute befindet sich dort ein Garten.