Kalenderblatt November 2013

November 2013

Der Innenraum der Waberner Kirche wird erneuert

Artikel aus dem Kreisblatt (Ende 1954)

Unter der Leitung des Architekten von Peinen, Bad Wildungen, der in Wabern durch die Neugestaltung des Gemeindesaales bekannt ist, sind die Handwerker dabei, den Altar zurückzusetzen, die Treppen zur Empore und weiter hinauf in dem Turm zu erneuern, sowie die Kanzel niedriger zu setzen. Aus dem bisherigen Sockel der Kanzel soll ein neues Taufbecken entstehen. Unter Leitung des Kunstmalers Tschipke, Fritzlar, erfolgt außerdem eine Neu-Ausmalung des Hauptschiffes. Die Bestuhlung wurde schon vor einigen Monaten bequemer gestaltet und ein neuer Ofen gesetzt.

Diese Kirche wurde in der heutigen achteckigen Grundform mit ihrem stumpfen Turm und seinem barocken Holzhelm im Jahr 1722 erbaut. Aus Sparsamkeitsgründen musste der Bau damals unter Verwendung älteren Mauerwerks vollendet werden. Dadurch war schon 1767 eine Erneuerung von Turm und einem Schiffsteil notwendig.

Die beiden Kirchenglocken aber stammen aus der Zeit um 1490. Die größere hat 70cm Durchmesser und ist 45cm hoch. Ein 7cm hohes Relief zeigt einen Bischof mit Mitra, Pallium und Krummstab (Bonifatius?), der die Rechte segnend erhebt. Die andere Seite zeigt die thronende Gottesmutter. Die kleine Glocke von 62cm Durchmesser und 50 cm Höhe ist ohne Inschrift. Sie hat lediglich 6 kleine Ringe um den Hals, die anscheinend Brakteaten-Abdrücke (kleine einseitig bedruckte Münzen) darstellen. Da Wabern schon frühzeitig eine eigene Pfarrei hatte, die bereits 1585 erwähnt wird und 1589 Zennern als Filiale hatte, ist anzunehmen, dass schon zur Zeit des Gusses der beiden Glocken, eine Kirche hier gestanden hat. Das Taufgefäß der Pfarrei trägt die eingestochene Inschrift "Wabern 1660". Die flache Messing-Schüssel zeigt eine Darstellung des Sündenfalles.

Über die Waberner Orgel äußerte sich vor einigen Wochen der Aufnahmeleiter des Hessischen Rundfunks: "Sie wissen nicht, welch ein wertvolles Stück Sie in Ihrer Wehrkirche haben". Sie wurde im Jahre 1702 durch den Orgelbaumeister Joh. Philipp Silbermann erbaut und ist mit ihren wuchtigen Barock-Prospektpfeifen auch heute noch eine Zierde der kleinen Kirche. Da dieses Bauwerk eine sehr gute Akustik aufweist, hatte der Rundfunk hier unter Teilnahme der Kirchenchöre aus Bad Wildungen und mit Kirchenmusikdirektor Lingemann, Bad Wildungen, eine Morgenfeier aufgenommen, bei der Pfarrer Fenner, Elgershausen bei Kassel, die Predigt hielt.

Der Sohn des Waberner Pfarrers, Wolfgang Metz, hatte wiederholt bei Morgenfeiern und einer "geistlichen Abendmusik" den schönen Klang der 250 Jahre alten Barock-Orgel nach ihrer Gesamtüberholung durch die Kasseler Orgelbauerfirma Bosch den musikfreudigen Kreisen in Wabern und Umgebung nahe gebracht. Es ist zu hoffen, dass nun, nachdem ihr Wert für Bach'sche und Händel'sche Musik auch weit über die Grenzen des Kreises hinaus erkannt ist, wir sie des Öfteren unter meisterlichen Händen erklingen hören werden, in einer neueren schöneren Umgebung.

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