Die Familie Thielepape in Wabern (1. Teil): Hof Thielepape - Fertig für die Feldarbeit
Wabern - Nächsten Mittwoch den 13ten d. M. und die folgenden Tage, von Morgens 8 Uhr an, sollen zu Wabern in der Wohnung des verstorbenen Postmeisters Thielepape die zur Thielepape'schen Vormundschaft gehörigen Mobilien und Moventien, namentlich 10 Pferde, drei Kühe, 64 Stück Schaafe, Federvieh, vier vollständige Erntewagen und sonstige Ackergeräthschaften, drei Chaisen, Gold- und Silbersachen, Kleidungsstücke aller Art, Haus- und Küchengeräthschaften, Leinen und Bettzeug etc., gerichtsseitig, jedoch freiwillig, öffentlich meistbietend verkauft werden, wozu Kaufliebhaber eingeladen werden. Mit dem Verkaufe des Viehes und der Oekonomie-Geräthschaften wird die Auction beginnen.
Mit dieser Anzeige im Tageblatt für die Provinz Niederhessen vom 6. Juni 1860 wird das letzte Kapitel der fast 100jährigen Posthalter-Tradition der Familie Thielepape in Wabern eingeläutet. Die Posthalterei wurde zuletzt von der Witwe des letzten Thielepapeschen Posthalters Friedrich Theodor Thielepape, Elisabeth (Lisette) geb. Knauff, und deren zweitem Ehemann, Conrad Wagner, betrieben. Lisette war bereits 1857 gestorben, Conrad Wagner folgte ihr im November 1859. Für den minderjährigen Carl Jacob Thielepape trat die hessische Regierung als Vormund auf und betrieb bereits ab dem Frühjahr 1860 die Verpachtung des Grundvermögens.
Die Geschichte der Posthalterei, und damit eng verbunden auch der Familie Thielepape, beginnt mit dem Jahr 1771, als am 20. August Johann Bernhardt Thielepape mit der neu geschaffenen Posthalterei in Wabern betraut wurde. Johann Bernhardt Thielepape wurde am 15.08.1713 in Altenbrunslar geboren. Im August 1740 heiratete er in erster Ehe Anna Catharina Liptin (*um 1721, +15.03.1761, Dissen), aus der der Sohn und spätere Waberner Posthalter und Postmeister Johann Werner Thielepape entstammte. Am 02.09.1761 folgte die zweite Ehe in Dissen mit Margarethe Elisabeth Hartmann, verwitwete Ludolph.
Johann Bernhardt Thielepape hatte die Posthalterei bis zu seinem Tod am 08.05.1776 inne. Nachdem sein Sohn Johann Werner (*Merxhausen, 25.04.1754, +Wabern, 11.12.1836) die Posthalterei übernommen hatte, gelang es ihm auch am 03.11.1797 Postmeister in Wabern zu werden.
Seit dem 07.01.1779 war Johann Werner mit Anna Catharina Vollmar, der Tochter von Johann Martin Gottlieb Vollmar (~15.08.1728, Wabern, +04.10.1757, Wabern) und Catharina Elisabeth geb. Vollmar (~12.05.1727, Wabern, +15.01.1796, Wabern) verheiratet. Mit ihr hatte er drei Kinder, die Töchter Friederike Wilhelmine und Henriette Amalie sowie den Sohn Philip Daniel, der schon im Alter von 20 Jahren verstarb.
Da der frühe Tod des einzigen Sohnes Johann Werner Thielepape keinen männlichen Nachfolger lies, übernahm sein am 19.12.1786 auf Hof Entenfang bei Ziegenhain geborener Neffe Werner Philipp Thielepape bis zu seinem Tod am 01.08.1848 die Stelle des Posthalters und Postmeisters. Er war mit der am 19.11.1768 in Manchester geborenen Engländerin Mary Elizabeth Thompson verheiratet, die ihm sieben Kinder schenkte.
Neben seiner Tätigkeit als Posthalter und Postmeister und der zugehörigen Landwirtschaft sowie der Zuckerproduktion versuchte er sich auch im Bergbau. So soll die Zeche Ronneberg bei Homberg von Werner Philipp im Jahr 1840 in Betrieb genommen worden sein. Sein Onkel und Vorgänger auf der Posthalterstelle, Johann Werner, hatte sich bereits im Jahr 1819 an Schürfversuchen nach Braunkohle an der Schwalm bei Singlis beteiligt.
Fortsetzung auf Kalenderblatt Juni 2005