Kalenderblatt Februar 2022

Februar 2022

Von der Darlehns- und Raiffeisenkasse Wabern zur VR-Bank Chattengau

Aufgrund der Finanzierungsprobleme von Landwirtschaft und Handwerk Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in den Staaten des Deutschen Bundes ab 1850 Kreditgenossenschaften nach Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883), die späteren Volksbanken, und Kreditgenossenschaften nach Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888), die späteren Raiffeisenbanken. Die Volksbanken waren eher gewerblich-städtisch orientiert, die Raiffesenbanken eher auf landwirtschaftlich-dörfliche Bedürfnisse zugeschnittenen. In Wabern veranlasste im Jahr 1893 Pfarrer Kroeger 67 Bürger zum Aufbau eines Raiffeisenschen Darlehenskassenvereins und begründete somit die Raiffeisenbank in Wabern, das seinerzeit 1800 Einwohner zählte. Die Genossenschaft beruhte auf den Prinzipien der Selbsthilfe, der Selbstverantwortung und der Selbstverwaltung. Die Mitglieder legten ihre Ersparnisse zusammen, um einen Grundstock für Ausleihungen zu legen und um wirtschaftliche Erfolge zu erzielen. Die Genossenschaftler hafteten zu Beginn unbeschränkt und solidarisch für den Geschäftsbetrieb, regelten und verwalteten ihre Angelegenheiten selbstständig ohne Einwirkung von außen. Damit waren sie in der Lage, der möglichen Verschuldung durch Wucherzinsen zu entgehen, wenn es finanzielle Engpässe im landwirtschaftlichen Betrieb zu überbrücken galt. Gemeinsam schafften die Mitglieder auch landwirtschaftliche Geräte zur gemeinsamen Nutzung an. Die Verbindung von Waren- und Geldgeschäft wirkte sich schon in den Anfangsjahren positiv für die Mitglieder aus und half der Raiffeisenbank auch durch zwei Weltkriege, Wirtschaftskrisen und Währungsreformen. Im Jahr 1936 überstieg der Umsatz der Darlehenskasse erstmals die Millionengrenze, zwei Jahre später wurde der Bauernhof von Konrad Otto (Wilhelm-Dillich-Straße) gekauft und die Scheune sowie die Stallungen zum Warenlager umgebaut. Im Wohnhaus wurde ein Raum für Geldgeschäfte eingerichtet.

Im Jahr 1949 erhielt die Spar- und Darlehenskasse den Namen „Raiffeisenkasse” sowie einen weiteren Raum für Bankgeschäfte. In den 1950er Jahren wurde eine Wäscherei mit Heißmangel eingerichtet sowie zwei Gefrieranlagen eingerichtet. Auch das Bankgeschäft wuchs stetig, zudem kam es zu Zusammenschlüssen mit den Raiffeisenkassen Harle und Niedermöllrich unter neuem Namen: Raiffeisenbank Wabern eG. Da der Raum nicht mehr ausreichte, wurde im Jahr 1970 in der Kurfürstenstraße ein neues Gebäude für die Bankgeschäfte gebaut. Bereits Mitte der 1980er Jahre reichte der Raum im neu gebauten Bankgebäude nicht mehr aus und musste erweitert werden. Das Gebäude wurde um ein Stockwerk aufgestockt, das Dach wurde neu gestaltet und ein Glastreppenhaus angebaut. Die Warenzentrale zog 1973 um in das Kornhaus der Raiffeisen-Warenzentrale Hessenland, das alte Lagergebäude wurde verkauft und 1980 wurde das Kornhaus in der Bahnhofstraße von der Raiffeisenbank gekauft. Infolge der restriktiven EG-Agrarpolitik gingen die Warenumsätze zurück, 1987 schloss die Bank die Warenlager ihrer Zweigstellen. 1999 feierte die Raiffeisenbank Wabern eG ihr 100-jähriges Bestehen mit Horst Orth und Horst Koch im Vorstand. Im gleichen Jahr wurde das Kornhaus an die Raiffeisenwarenzentrale in Kassel verkauft.

Ein Jahr später, im Jahr 2000, entstand aus dem Zusammenschluss der Raiffeisenbank Wabern eG mit der Volksbank + Raiffeisenbank Gudensberg eG und der Raiffeisenbank Chattengau eG Metze nunmehr die „VR-Bank Chattengau eG”. Im Jahr 2001 folgte noch die Fusion mit der Raiffeisenbank Guxhagen eG. Im Jahr 2017 fusionierten die VR-Bank Chattengau eG und die VR-Bank Schwalm-Eder Volksbank Raiffeisenbank eG zur heutigen „VR PartnerBank eG“ mit Hauptsitz in Melsungen. Die Bank beschäftigt derzeit 214 Mitarbeiter, davon sind 14 Auszubildende. Hauptgeschäft ist inzwischen die Kreditvergabe. Die VR PartnerBank eG liegt mit einer Bilanzsumme von 1,4 Milliarden und einem Kundenvolumen von 2,71 Millionen Euro (Stand 2020) im Mittelfeld der genossenschaftlichen Banken in Deutschland. Das Genossenschaftsmodell hat sich in allen Bereichen der Wirtschaft verbreitet. Die Genossenschaftsbanken sind in Deutschland mit etwa 30 Millionen Kunden und über 18,6 Millionen Mitgliedern die größte genossenschaftliche Gruppe. Sie orientieren sich nach wie vor an klar definierten Wertvorstellungen, geleitet von den Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung.

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