Streifzug durch die Waberner Ebene - Beobachtungen und Eindrücke
Was wäre ein Streifzug durch unseren unmittelbaren Heimatraum, die Waberner Ebene, ohne den Blick zu richten auf die Struktur und Qualität dieses Raumes, seine Entstehung, seine Gestaltung unter sich ständig verändernden Bedingungen durch den wirtschaftenden Menschen und das seit Menschengedenken.
Beginnen wir mit einer kurzen Beschreibung der Ebene, so wie wir sie alle kennen, wie sie uns tagtäglich begegnet.
Die Niederhessische Senke, so die Fachbezeichnung, oft auch Waberner oder Wabernsche, manchmal auch Zennersche Tiefebene genannt, ist ein Teilgebiet der Westhessischen Senke, quasi ihr Kern. Sie ist eine nahezu tischebene Fläche auf einem Höhenniveau von etwa 165m NN (seit 1993 Normalhöhennull NHN). Es ist der Raum zwischen Fritzlar im Westen, durchflossen und begrenzt von der Eder im Norden, im Osten abgeschlossen durch das kuppige Homberger Bergland und der Großenengliser Platte im Süden. Zwischen diesen beiden mündet die weite Schwalmaue in die Waberner Ebene.
Ihre Entstehung verdankt die Ebene der Plattenverschiebung und Krustenbewegung insbesondere im Tertiär (etwa 65 — 1,8 Mio. Jahre vor heute). Kennzeichen sind bedeutende erdgeschichtliche Vorgänge wie die allmähliche Gestaltwerdung der Kontinente und Ozeane in ihrer heutigen Form und die weltumspannende Gebirgsbildung. Durch die Bewegungen der verschiedenen Erdplatten entstanden die großen Faltengebirge wie z.B. der Himalaya, die Alpen, die Pyrenäen u.a. und im Zusammenhang damit auch die großen Grabensysteme. Dass sich diese Platten auch in der Gegenwart noch bewegen, davon zeugen z.B. Erdbeben und Vulkanausbrüche etwa im Mittelmeerraum. Auswirkungen der Plattentektonik mit lebhafter vulkanischer Aktivität prägen auch unseren näheren Heimatraum. Zeugen dafür sind die längst erloschenen Vulkankegel der näheren Umgebung wie, z.B. Heiligenberg, Scharfenstein, Maderstein, der Hahn, Felsberg, u.a.m. Die Waberner Ebene ist ein Teilraum des riesigen Grabensystems, das vom: Mittelmeer, dem Rhonegraben über den Oberrheingraben, die Wetterau, die Westhessische Senke also, den Leinegraben bis Norwegen reicht. Hebungen und Senkungen, Beckeneinbrüche und Grabenabsenkungen im Zusammenhang mit Bewegungen der Erdkruste sind bis in die Gegenwart wirksam. Wer seinen Blick einmal schweifen lässt zum Rand der Ebene, der erkennt auch ohne große Phantasie die Beckenform und kann diesen Prozess der Entstehung leicht nachvollziehen. [2]
Die Ebene ist angefüllt mit jungen und weitgehend unverfestigten Sedimenten des Tertiärs [1], die in den Senken nicht abgetragen wurden. Dort in diesen tiefer liegenden Bereichen und den Flussterrassen befinden sich oft zusätzlich noch jüngere Lössanwehungen der Eiszeiten. Die daraus entstandenen guten Böden werden ackerbaulich, insbesondere für Getreide und Zuckerrüben, genutzt. [3]
[1] Tertiär: etwa von 65 Mio bis 1,8 Mio Jahren von heute. Man verwendet heute dafür meist die Begriffe Paläogen (Alttertiär) und Neogen (Jungtertiär).
[2] Eine umfassende Darstellung der Geologie des Raumes bei R. Schippany in der Chronik Waberns.
[3] Mehr dazu in einer gesonderten Abhandlung.