Waberner Storch im Abendlicht über dem Zennerfeld
Manfred Gunia, Fotograf des Naturschutzverbandes HGON Schwalm-Eder:
"Dieses Motiv war das stimmungsvollste aus einer Serie von Motiven mit dem Weißstorch in der Gemeinde Wabern. Besonders gefällt mir die eingefangene Lichtstimmung mit dem Motiv "Storch am Abendhimmel" in der Reduzierung auf wenige Farben im gesamten Bild. Damit wird die Konzentration fast gänzlich auf das Motiv "Storch" gelegt. Während der Zugzeit im Herbst sammeln sich regelmäßig durchziehende Weißstörche in der Waberner Tiefebene, da sie dort auch die Waberner Brutpaare als Artgenossen bemerken. Auf den abgeernteten Äckern und wie in diesem Fall den gemähten Wiesen finden sie reichhaltige Nahrung. Gelegentlich konnten schon bis zu 25 Störche auf einer Fläche angetroffen werden. Auch so in diesem Fall: auf einer gemähten Wiese von Landwirt Helmut Otto (Kastenmeister) fanden sich etliche Störche ein, um durch die Mahd aufgescheuchte Insekten (meist Heuschrecken) zu fressen. Dabei hielten sie sich vom Nachmittag bis in die Abendstunden dort auf, was auf ein entsprechendes Futtervorkommen schließen lässt. Nach und nach zogen jedoch die Nichtbrüter aus dem Gebiet ab, um über den Ort der Zwischenrast den Feldern der "Zennerwiesen" zu ihren Schlafplätzen nahe der Tannenhöhe zu fliegen. Dabei flogen mehrere Individuen nahe an meiner Position vorbei, wobei dann dieser Schnappschuss gelang. Die Schwierigkeit bereitete dabei naturgemäß das Gegenlicht, welches auch für reichlich Ausschuss bei den Aufnahmen sorgte.
In Wabern siedelten sich ab dem Jahr 2002 die ersten Brutstörche an, nachdem 1996 auf Initiative von Bürgermeister Jung gemeinsam mit der Vogelschutzwarte zwei Horste in der Gemarkung aufgestellt wurden. Nach und nach wurden weitere Horste errichtet und mittlerweile sind drei Brutpaare in der Gemeinde heimisch geworden. Allerdings ist damit auch die Grenze der Besiedlungsdichte erreicht, denn der Erfolg einer Storchenbrut ist zur Gänze vom vorhandenen Nahrungsangebot abhängig. Seit 2002 sind in der Gemeinde Wabern immerhin 63 Jungstörche erfolgreich ausgeflogen, davon allein 32 vom "Initialhorst" Ederaue Wabern. Mittlerweile liegt daher das Hauptaugenmerk der vor Ort tätigen Storchenfreunde im Erhalt sowie der Anlage geeigneter Nahrungshabitate: so sind z.B. in der Ederaue bei Wabern seitens der Gemeinde geeignete Flächen als Lebensraum für den Weißstorch zur Verfügung gestellt worden. Da die Population seit Beginn der Bruten beständig zugenommen hat und sich weitere brutwillige Störche während dieser Zeit regelmäßig in der Umgebung aufhalten, hat sich auch das Risiko einer Verunfallung vergrößert. Daher ist inzwischen auch eine vom Regierungspräsidium Kassel genehmigte Storchenstation in Wabern-Niedermöllrich ansässig, in der ggf. Tiere bis zur Auswilderung gepflegt werden können; so wurden z.B. in 2015 drei verletzte Jungstörche erfolgreich ausgewildert. Gemeinsam mit den vorhandenen Horsten und den erweiterten Biotopflächen ist somit eine gute Grundlage zur dauerhaften Besiedlung der Gemarkung Wabern mit dem Weißstorch vorhanden."