Wabern als Garnisonsstandort
Kurfürst Wilhelm I. von Hessen Kassel (1803-1821) reorganisierte seine Streitkräfte nach dem Abzug der napoleonischen Truppen im Jahre 1813. Am 23. November 1813 erschien die Order: "Die aufgerufenen Regimenter versammeln sich in ihren am 1. November 1806 innegehabten Garnisonen. Alle damals mitgenommenen Montierungsstücke, Armatur und Lederwerk, was sie noch besitzen, wird mitgebracht". Die Mannschaft ergänzte sich aus alten Urlaubern, aus Leuten, die ruhmvoll für das Vaterland in Spanien und Russland gekämpft hatten und aus Freiwilligen. Allerdings hatten die Kriegszüge Napoleons auch hier ihre Spuren hinterlassen. Alle tauglichen Männer der kurhessischen Armee waren zu den Streitkräften des Königreichs Westfalen eingezogen worden und hatten ihren Blutzoll zu entrichten. Aus diesem Grunde war es nicht möglich, die Armee ohne weiteres auf den Stand von 1807 zu bringen.
Am 1. Mai 1821 erhielt das bisherige Leib-Dragoner-Regiment nach der Umorganisation der hessischen Armee den Namen "2. Husaren-Regiment Herzog von Sachsen-Meiningen". Das bisherige Husaren-Regiment wurde zum 1. Husaren-Regiment. Ab dem Jahre 1824 finden sich Hinweise darauf, dass die 2. Escadron (Schwadron) dieses Husaren-Regimentes in Wabern stationiert war. Eine Escadron bezeichnet die kleinste militärische Einheit der Kavallerie. Sie bestand aus 150 berittenen Soldaten, die von 5 Offizieren kommandiert wurden.
Das 1. Regiment trug dunkelblaue Dolmans (mit Schnüren besetzte Jacke) und Pelze mit schwarzer Abzeichenfarbe und weißer Verschnürung. Die Pelze waren zuerst schwarz, dann weiß gefüttert. Die Beschläge waren aus Tombak (goldfarbene Legierung) und entsprachen dem kurhessischen Muster: Oliven und Rosetten in weiß, graue Reithosen, graue Mäntel, weiße Cordons (Litze) und Fangschnüren, weißer Federstutz, weißes Lederzeug.
Jeder Husar erhielt neben einem Karabiner eine Pistole, die in einem Holster an der rechten Seite des Sattels geführt wurde; die Unteroffiziere dagegen besaßen keinen Karabiner mehr, führten dafür aber zwei Pistolen. Die übrige Kavallerie führte neben dem Säbel einen Karabiner am Bandelier.
Die Einquartierung der Soldaten erfolgte bei den Bürgern Waberns. Die Offiziere hatten ihr Domizil im Jagdschloss.
Aus dieser Zeit ist ein Brief des damaligen Ortspfarrers Werner an das Kurfürstliche Consistorium in Kassel erhalten.
Unterthäniger Bericht an Kurfürstliches Consistorium zu Cassel
Da Ihre Königliche Hoheit der Kurfürst allergnädigst geruht haben, eine Garnison hierher zu legen und
diese, wie es scheint, beständig hier bleiben wird, so wünschen die Officiers der hiesigen Garnison der
2.ten Escadron des 1.ten Husaren Regiments in der hiesigen Kirche einen Stand angewiesen zu bekommen,
indem sie selbst nicht nur von dem edlen Verlangen, das Gotteshaus oft zu besuchen, beseelt sind, sondern
auch die allerhöchste erfreuliche Ordre erhalten haben, jeden Sonntag Kirchen-Parade zu halten und mit der
Escadron der örtlichen Gottesverehrung beizuwohnen.
Hierfür räumte dieser oder jener Besitzer eines zugestandenen Kirchenstandes den Officiers seinen Platz
ein, mußte dann aber entweder selbst die Kirche versäumen, oder sich in anderen Ständen drängen. Jetzt
ist das aber nicht mehr möglich, da die ganze Escadron, außer den diensttuenden Husaren die Kirche besucht
und das Gedränge zu groß wird, indes es an Ständen schon für die hiesige starke Gemeinde fehlt.
Beauftragt von den Officiers der hiesigen Garnison bitte ich daher Kurfürstliches Consistorium
unterthänigst: Hochderselbe wolle Allerhöchsten Orths für gedachte Officiers entweder die allergnädigste
Erlaubnis, den herrschaftlichen Stand betreten zu dürfen, oder den allergnädigsten Befehl, daß neben dem
herrschaftlichen Stand in der hiesigen Kirche zur rechten und linken Seite, wo unbenutzte leere Räume sind,
neue Stände oder Bühnen angelegt und baldmöglichst gebaut werden möchten, auszuwirken, in hohen Gnaden
geruhen.
Letzterem allergnädigsten Befehl sehe ich um so mehr entgegen, da Ihre Königliche Hoheit allergnädigst zu
äußern geruhten, daß der herrschaftliche Stand in der hiesigen Kirche renoviert und verschönert werden
solle, der auch durchaus einer seines erhabenen Besitzers würdigen Einrichtung bedenkt.
In tiefster Ehrfurcht Kurfürstlichem Consistorio
Wabern, d. 15. Jan. 1825 Pfarrer Werner
Es ist nicht überliefert, ob das kurfürstliche Consistorium dem Antrag entsprochen hat.
Quellen: StA Marburg, Bestand 315e, http://de.wikipedia.org/wiki/Kurfürstlich_Hessische_Armee