Vom Tante-Emma-Laden zum Supermarkt
Der Bierverleger Otto Korell (*1907) und seine Ehefrau Anna, geborene Möller (*1912), bauten sich 1935 das Wohn- und Geschäftshaus in der heutigen Raiffeisenstraße 6. Dort wurde eine Vertriebsstelle für Getränke und eine Abfüllanlage für Flaschenbier eingerichtet.
Da Otto Korell als Soldat aus dem II. Weltkrieg nicht mehr zurückkehrte, ließ ihn seine Witwe 1953 für tot erklären. Bereits im Februar 1950 hatte Anna Korell mit ihrem Geschäftspartner Anton Vorreiter ein Lebensmittelgeschäft unter der Bezeichnung "Korell & Vorreiter" in der heutigen Raiffeisenstraße eröffnet. Im Jahre 1954 wurde das Geschäft an den Zimmerplatz (Ecke Engelstraße/Ziegenhainer Straße) verlegt. In diesem neu errichteten Gebäude befand sich auch die kleine Gaststätte "Zur blauen Maus". Ein weiteres Geschäft mit nur 45m² Verkaufsfläche wurde im Wohn- und Geschäftshaus in der Bahnhofstraße 24 übernommen. Für diese Filiale war lange Zeit Horst Meyer verantwortlich. Dort befindet sich heute der Schulungsraum der Fahrschule Thimm.
Am 01.01.1965 übernahmen der Kaufmann Günter Bergmann (*1937) und seine Ehefrau Astrid, geborene Schlenther (*1936) auf Pachtbasis die beiden Lebensmittelgeschäfte, da sich Anna Korell und Anton Vorreiter auf ihr Altenteil zurückzogen. Die beiden Gesellschafter hatten bereits im Jahre 1960 das vorhandene Gebäude am Zimmerplatz abreißen lassen und durch ein Wohn- und Geschäftshaus ersetzt. Günter Bergmann hatte bei der Rheika den Beruf des Einzelhandelskaufmanns erlernt und war nach Abschluss seiner Ausbildung Filialleiter an verschiedenen Standorten in Kassel und Umgebung. Das Ehepaar Bergmann stellte nach der Übernahme, soweit es die Größe der Ladenfläche zuließ, auf Selbstbedienung um. Aber schon nach kurzer Zeit musste Günter Bergmann erkennen, dass die geringe Ladengröße (72m²) es nicht ermöglichte, ein umfangreiches Warenangebot zu offerieren, um gegenüber den bereits vorhandenen großen Supermärkten der Umgebung wirtschaftlich mithalten zu können. Das Ehepaar entschied sich daher, auf dem Garten des Gutshofes - Ecke Landgrafenstraße/ Kurfürstenstraße - einen Supermarkt zu errichten. Das Grundstück hatte das Ehepaar mit Unterstützung von Bürgermeister Emden vom Landeswohlfahrtsverband erworben. Nach Beseitigung aller planungsrechtlichen Hindernisse wurde Anfang 1972 mit dem Bau begonnen. Am 07.09.1972 war das Gebäude mit seinen 400m² Verkaufsfläche fertig gestellt, eingeräumt und für die Kunden geöffnet. Günter Bergmann erinnert sich in einem Gespräch an die zahlreichen Werbeaktionen in Wabern und Umgebung, bei denen auf den neuen Supermarkt und sein Angebot aufmerksam gemacht wurde. Bereits im Jahre 1980 wurde die Verkaufsfläche auf 800m² vergrößert.
Ab dem 01.07.1992 zogen sich Günter Bergmann und seine zweite Frau Hanni auf ihr Altenteil zurück. Den Supermarkt übernahmen Hans Pollmer und seine Frau Ursula. Hans Pollmer, der gelernte Einzelhandelskaufmann, war bereits seit dem 01.10.1973 bei Bergmanns beschäftigt. Am 10.08.1995 kündigte das neue Pächter-Ehepaar die Eröffnung des vergrößerten Supermarktes an. Die Edeka-Melsungen hatte die Verkaufsfläche nunmehr auf 2000m² vergrößert. Für die Betreiber und ihre 29 Mitarbeiter war der Eröffnungstag nach einjähriger Umbauzeit ein gelungener Einstand. Übersichtlich in Regalen, Boxen, Theken und Ständen geordnet, lagerte ein Sortiment von rund 20.000 Artikeln. Darunter in bunter Vielfalt frisches Gemüse und Obst, ein riesiges Frischfleischangebot, eine Käsetheke und ein Getränkemarkt mit Lottoannahmestelle. Im Jahr der Neueröffnung erzielte der Markt aufgrund seines Sortiments, der Atmosphäre, der Sauberkeit, dem angebotenen Service und der Freundlichkeit der Mitarbeiter den 1. Platz beim Edeka-Supercup-Deutschland. Die nächste Erweiterung des Neukauf-Supermarktes fand im September 2006 statt. Seit dieser Zeit betreibt das Ehepaar Pollmer den von Volker Meyfahrt errichteten Getränkemarkt mit einer Größe von 700m².
Seit 1972 gehörte zum Supermarkt auch eine Filiale der Bäckerei Rössel, Gudensberg-Obervorschütz. Diese Verkaufsstelle wurde der jeweiligen baulichen Entwicklung des Marktes angepasst.
Der Supermarkt entwickelte sich zu einem Einkaufsziel der Konsumenten von Wabern und Umgebung. Das hatte für Wabern strukturelle Folgen, denn hier entwickelte sich nun der gewerbliche Mittelpunkt. Die bisherige "Einkaufsmeile" in der Bahnhofstraße verlor an Bedeutung.