Wohn- und Geschäftshaus Fritzlarer Str. 14 - Mandelbaum - Nennstiel
Am 09.10.1882 heiratete der Handelsmann Hermann Mandelbaum (*28.08.1854 in Hoof +1933 in Wabern) Esther Biermann (*1855 in Ungedanken +1933 in Zierenberg). Auf Grund dieser Hochzeit verzog Hermann von Grebenstein nach Wabern. Dort wurden die Kinder geboren:
Julius *1883 +1955 in Berlin
Willy *1884 +1971 in Bonn
Moritz *1886 + im Kindesalter an Typhus
Julchen *1887 +1926 in den USA
Ida *1890 +1956 in Wehrda/Marburg
Hugo *1892 + in Theresienstadt
Siegfried *1896 +im Getto Riga
Zwischen 1887 und 1890 hatte die Familie das Wohnhaus Nr. 80 - heute Fritzlarer Str. 14 - erworben. Hermann betrieb einen Fellhandel. Nach dem Tod des Ehepaares (1933) ist nicht verbindlich bekannt, wer in ihrem Wohnhaus wohnte, da inzwischen alle Kinder Wabern verlassen hatten.
Das Anwesen wurde im Jahre 1937 vom Frisör Heinrich Nennstiel regulär erworben. Heinrich Nennstiel war 1902 in Fritzlar geboren worden. Er war der Sohn des Arbeiters Theodor Nennstiel und seiner Frau Maria, geborene Erd. Der spätere Frisörmeister hatte 1925 die aus Lohne (heute Fritzlar) stammende Magdalena Römer (*1902 +1957) geheiratet. Aus der Ehe gingen die Kinder hervor:
Gisela *1928 +2002
oo 1948 den Polizeiwachtmeister Herbert Heinz Friedrichs
Heinz *1931 +1993
Der Stammhalter erlernte ebenfalls das Frisörhandwerk. Er heiratete 1958 Erna Elisabeth Truss (*1932). Aus dieser Ehe ging Tochter Martina (*1961) hervor. Sie ging 1986 mit Jörg Koch (*1960 +2005) die Ehe ein. Sohn Nils kam im Jahre 1987 zur Welt.
Heinrich Nennstiel und seine Frau Magdalena kamen nach 1928 nach Wabern, da der spätere Frisörmeister in Fritzlar keine Möglichkeit sah, erfolgreich sein Handwerk betreiben zu können. Sie bewohnten zuerst das kleine Wohnhaus neben dem Gebäudekomplex des Gastwirts Hühner, in dem später die Familie Kepper wohnte. Im Untergeschoss befand sich die Frisierstube und im Obergeschoss die Wohnräume. Im Jahre 1930 zogen Nennstiels in das Haus Thiel im Wimmer 11, danach schlugen sie ihr Domizil im Wohnhaus David in der heutigen Wilhelm-Dilich-Straße 10 auf. Im Jahre 1937 erwarb Heinrich Nennstiel das baufällige Haus Mandelbaum in der Fritzlarer Straße 14. Nach der notwendigen Renovierung zog die Familie 1938 in das erworbene Gebäude. Im Untergeschoss wurden die gewerblichen Räume eingerichtet. Mit dem Beginn des II. Weltkrieges wurde Heinrich zu einer Sanitätseinheit eingezogen. Seine Frau Magdalena führte mit den Gesellen das Geschäft weiter. Mitte 1942, nachdem der letzte Geselle als Soldat eingezogen war, schloss sie das Frisörgeschäft. Den nächsten Schicksalsschlag traf die Familie durch die Überflutung, die am 17.05.1943 durch den Bruch der EderseeStaumauer verursacht wurde. (Siehe Kalenderblatt 05/2003). Durch die Überschwemmung des Geschäftes wurde die gesamte Ausstattung vernichtet. Nachdem Heinrich Ende 1945 aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, begann ein Neuanfang. Im Jahre 1959 erfolgte durch einen Anbau eine Erweiterung des Frisörsalons und eine Vergrößerung der Wohnräume. Inzwischen, am 06.07.1953, hatte Heinz Nennstiel den Meisterbrief erworben und betrieb gemeinsam mit seiner späteren Ehefrau auch einen Damensalon. Heinz war sehr musikalisch. Er spielte Geige und Posaune und war als langjähriger Sänger geachtet und hoch geehrt. Nach seinem überraschenden Tod übernahm Tochter Martina den Salon. Sie hatte bereits im Sommer 1984 die Meisterprüfung mit Erfolg abgelegt. Da ihr Sohn nicht in ihre beruflichen Fußstapfen getreten ist, wird das Frisörhandwerk durch die Nachkommen nicht mehr weitergeführt werden.