Der Menhir auf dem Hungerberg
Vermutlich als Ausdruck eines Totenkultes begannen in unserer Region die Menschen der sogenannten Megalithkulturen etwa 4000 Jahre vor Christus Menhire (bretonisch: Langer Stein), umgangssprachlich besser bekannt als Riesen- oder Hünensteine, aufzustellen. In einigen Orten der näheren Umgebung haben sich solche Steine erhalten: In Haldorf, Werkel, Maden, Guntershausen und Großenritte; und nicht zuletzt ist der gewaltige Stein von Wolfershausen zu nennen.
Auch auf der Anhöhe des Hungerberges zwischen Wabern und Uttershausen befand sich ein Menhir. Sein alter Standort war vermutlich etwa dort, wo heute am Ortsrand von Uttershausen das "Kritzebäumchen" steht.
Ob es sich bei dem in alten Karten so genannten Hünenstein auch wirklich um einen steinzeitlichen Menhir handelt, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen, da dieser Stein im Jahr 1869 gesprengt wurde. Die Flurbezeichnung "am Kreuz", die dem Kritzebäumchen auch seinen Namen gab, lässt darauf schließen, das diesem Ort von der Bevölkerung eine kultische Bedeutung zugeschrieben wurde.
Über die Größe des Steines lassen sich nur Vermutungen anstellen. Er muss aber von so markanten Abmessungen gewesen sein, das er in verschiedenen Karten der damaligen Zeit abgebildet wurde. In einer Veröffentlichung aus dem neunzehnten Jahrhundert wird in einer Sage über den Stein auch seine Größe genannt: "Der Hüne habe auf dem Homberger Schlossberge gesehen, dass man in Fritzlar eine Kirche baute. Aus Wut und Ärger über diesen christlichen Bau habe er einen Stein gen Fritzlar geschleudert, um den Bau des Gotteshauses zu verhindern. Aber der Stein entglitt seinen Händen und fiel auf der kleinen Anhöhe im Felde von Uttershausen nieder. Fast mannshoch war er in die Erde eingesunken, und ebenso hoch ragte er aus derselben hervor."
Erhöht soll in ihn ein Sitz eingehaut gewesen sein, der auf der Abbildung in der Schleensteinschen Landaufnahme (ab 1705) angedeutet ist. Um ihn herum sollen weitere zwölf kleinere Steine kreisförmig angeordnet gewesen sein. Die gesamte Steinsetzung diente angeblich dem Gericht auf der Schwalm, dem im fünfzehnten und sechszehnten Jahrhundert die Dörfer Wabern, Uttershausen und Zennern angehörten, als Gerichtsstätte. Bereits im Jahr 1233 wurde wahrscheinlich an der selben Stelle eine Versammlung durch Graf Gottfried von Reichenbach im Beisein vieler geistlicher und weltlicher Größen unserer Gegend abgehalten. In dieser Versammlung wurden dem Kloster Aulisburg, dem Vorgängerkloster von Kloster Haina, abermals alle Schenkungen und Privilegien bestätigt.
Es ist nicht sehr wahrscheinlich, das sich die Menschen dieser Zeit der Mühe unterzogen, für das Ereignis eines recht selten stattfindenden Gerichtstermins oder einer Versammlung einen großen Findling von weit her heranzuschaffen. Eher schon gab ein seit alters her vorhandener Stein den Anlass, sich an dieser Stelle zu treffen.