Kalenderblatt Mai 2009

Mai 2009

Vieh- und Krammarkt in Wabern

Am 29. April 1905, meldete der Fritzlarer Kreis-Anzeiger: "Laut hier eingetroffener Genehmigung findet am 10. Mai d[es] J[ahres] der Erste Waberner Viehmarkt verbunden mit Krammarkt statt. Zu näherer Auskunft ist das hiesige Bürgermeisteramt gern bereit". Die Konzeption dieses ersten Marktes ging wohl hauptsächlich auf Initiative von Bürgermeister Heinrich Hose zurück, da dieser namentlich in allen Werbeanzeigen erwähnt wird. Hinzu kamen andere Bürger und auch etliche Behörden.

Obwohl parallel zum Waberner ein weiterer Markt in Homberg stattfand, war ersterer gut besucht. Unter anderem auch deshalb, weil einige Händler von weit außerhalb angereist waren. Ca. 150 bis 170 Stück Rindvieh waren so im Angebot, dazu etliche Fohlen. Diese erzielten sehr hohe Preise, so wurden für ein paar Ochsen 900.- Mark und für eine stattliche Kuh auch schon mal 500.- Mark bezahlt. Und auch der Krammarkt war sehr gut besucht. Deshalb beschloss die Gemeinde, wenn sich die Märkte hier etablieren sollten, den Marktplatz, auf dem der Viehmarkt stattfand und angrenzende Grundstücke kanalisieren zu lassen. Noch im gleichen Jahr fand dann der zweite Markt in Wabern statt. Am 13. September 1905 ging es dann mit dem zweiten Waberner Vieh- und Krammarkt weiter. Wieder war das Interesse hoch, wenn auch diesmal nur knapp 100 Tiere zum Verkauf standen und der Markt so etwas kleiner ausfiel. "Der Handel war trotz des hohen Preises sehr flott", so der Kreisanzeiger. Ausgebaut wurde dagegen der Krammarkt: Auf dem Marktplatz herrschte ein reges Treiben, welches durch Konzert, ausgeführt von der Kapelle H. Hiege, Gudensberg, und anderen Lustbarkeiten, sowie Karussell und Luftschaukel verschönert wurde". Mit Erfolg wurde der Markt in den nächsten Jahren fortgeführt. Wahrscheinlich mit Beginn des Ersten Weltkriegs endete diese Tradition in Wabern. Wieder aufgenommen wurde sie erst Jahrzehnte später. Sicher ist, dass es seit 1936 wieder solche Märkte in Wabern gegeben hat. Über den ein Jahr später finden sich einige Dokumente.

Wiederbelebung des Marktes

Ein Viehmarktausschuss hatte die Vorbereitungen im Frühjahr 1937 übernommen, die sicherlich längere Zeit in Anspruch genommen haben. Der Viehauftrieb am Dienstagmorgen, den 11. Mai, sorgte schon in den frühen Morgenstunden für ein reges Treiben in den Straßen um und auf dem Viehmarktplatz. Nach der Prämierung des Viehs entwickelte sich auf dem Marktplatz reges Markttreiben. Der Platz war rechts und links von langen Reihen der Buden der Schausteller flankiert, kleine Imbisse, aber auch Gegenstände des täglichen Bedarfs - über Schnürsenkel bis zum kompletten Anzug - wurden hier präsentiert. Aber auch die Karussells für die Kinder und die Schieß- und Würfelbuden fehlten nicht. Die einheimischen Wirte sorgten im Festzelt für die nötigen Getränke und die Kapelle Hiege sorgte erneut nach Jahrzehnten der Abwesenheit mit ihrer Musik dafür, dass eifrig getanzt wurde. Die Ausstellung von landwirtschaftlichen Geräten und Haushaltswaren, die vornehmlich von Waberner Geschäftsleuten ausgerichtet wurde, war ebenfalls sehr gut besucht. Viel Beachtung fand vor allem ein fahrbarer Höhenförderer, der von der Firma Konrad Momberg ausgestellt und vorgeführt wurde. Am Nachmittag fand dann die Verlosung statt. Als Hauptgewinn winkten zwei Rinder, landwirtschaftliche Maschinen und Haushaltsgegenstände. Das mit Spannung erwarte Ergebnis lautete: Hauptgewinne für Bürgermeister Otto und für Fräulein Hühner, beide aus Wabern, jeweils ein Rind.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Wieder sorgte ein Weltkrieg für eine lange Unterbrechung der Markttradition in Wabern. In den 50er Jahren erst lebte der Waberner Viehmarkt noch einmal auf. Das Festzelt stand direkt auf der Kurfürstenstraße, der Viehauftrieb und die anschließende Prämierung fand auf dem Schlossplatz des Karlshofes statt. Aufgrund des zunehmenden Verkehrs musste der Markt auf die Wiese des Gastwirts Mardorf (heutiger Standort der Raiffeisenbank) und anschließend 1958 in den Reiherwald verlegt werden. Doch 1961, nach 56 Jahren, fand der letzte Markt in Wabern statt, zu stark war die Konkurrenz in Fritzlar, Gudensberg und Bad Wildungen.

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