Kalenderblatt November 2003

November 2003

Haus Wiegand in der Frankfurter Straße 16

Das Haus Wiegand in der Frankfurter Straße 16 ist ein Ernhaus mit typisch mittigem ebenerdigen Eingang und daran anschließendem Flur. Das kleine Gebäude ohne Wirtschaftsteil wurde vermutlich von einem Tagelöhner unter der Verwendung von Baumaterialien aus anderen älteren Häusern, vielleicht um das Jahr 1800, erbaut.

Um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wird das Haus von dem aus Kassel stammenden Schuhmacher Wilhelm Heinrich Wiegand (*30.11.1815, Kassel, +16.11.1882, Wabern) erworben, nachdem er im Jahr 1842 Anna Martha Gomberth (*05.12.1816, Rockshausen, +11.02.1886, Wabern) aus Rockshausen geheiratet hatte. Wilhelm Heinrich war als wandernder Geselle nach Wabern gekommen und ist hier sesshaft geworden.

Sein Sohn Heinrich (*27.09.1843, Wabern, +1913, Wabern) erlernte auch den Beruf des Schuhmachers im väterlichen Haus. Nach seiner Hochzeit im Jahr 1871 mit Anna Martha Reitze aus Harle (*20.04.1850, Harle, +1931, Wabern) bezogen sie erst eine Wohnung am Kirchplatz, der im Jahr 1884 der Erwerb eines Hauses in der Nähe des Elternhauses von Heinrich in der Frankfurter Straße folgte. Neben dem Schuhmacherhandwerk betrieb er auch noch Landwirtschaft, womit er sich offensichtlich zuviel zumutete, denn nach einigen Jahren musste er Beruf und Landwirtschaft aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Sein Auskommen bestand in der Folge bis zu seinem Ruhestand in der Tätigkeit als Bote der Zuckerfabrik. In diesem Zeitraum muss auch der Verkauf des erst wenige Jahre zuvor erworbenen Wohnhauses und der Umzug in das alte Elternhaus gefallen sein. Aus seiner Ehe gingen elf Kinder hervor, von denen bis auf zwei Mädchen und einen Jungen, sein Name war Wilhelm, die meisten jung verstarben.

Wilhelm Wiegand (*12.10.1878, Wabern, +1965, Wabern) heiratete 1903 Amalie Lange aus Udenborn (*28.09.1881, Udenborn, +1965, Wabern), von Beruf war er Bahnangestellter. Noch im selben Jahr übernahm er das Haus von seinen Eltern.

Im Jahr 1943 wurde in Folge der Bombardierung der Ederseestaumauer auch das Haus Wiegand schwer beschädigt und musste unterfangen werden. Dies geschah durch eine Baukompanie der Wehrmacht, die sich einige Zeit in Wabern aufhielt und unentgeltlich die Schäden der Überschwemmung in Wabern beseitigen half.

Im Jahr 1954 übernahm die verwitwete Tochter Elisabeth Wiegand (*1913, Wabern, +1990, Homberg) das Haus. Sie war mit dem Verwaltungsangestellten Karl Koch (*1906, Wabern) verheiratet, der 1944 bei Stolzembourg an der Our (Luxemburg) gefallen ist. Im Jahr 1964 verkaufte sie das Haus an Theresia Margarethe Schäfer, geborene Klenovsky (*1908, Pilsen, +1995, Fritzlar), der Mutter ihrer Schwiegertochter Anna Koch, geborene Schäfer. Im Jahr 1990 übergab Theresia Schäfer das Haus an ihren Enkel Ralf Koch, der es seitdem bewohnt.

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