Kalenderblatt August 2003

August 2003

Ehemalige Gaststätte "Zum weißen Ross" in der Frankfurter Straße 12

Über der Eingangstür des ehemaligen Gasthauses kann folgende Inschrift entziffert werden:

BIS HIRHIN HAT DER HERR GEHOLFEN
ACH GOTT DU WIRST MIR FERNER HELFEN
WERNER OTTO UND MARTHA ELISABETHA, GEBORNE MARDORFIN HABEN GOTT VERTRAUT
UND DIES HAUS GEBAUT IM JAHRE NACH CHRISTI GEBURT 1806 DEN 26. JULI
GOTT ALLEIN DIE EHR

Das Ehepaar Werner Otto (*22.09.1774, +04.03.1819) und seine Ehefrau Martha Elisabetha geborene Mardorf hatten am 13.05.1799 geheiratet. Werner Otto entstammte dem Hofe Otto (heute Forststr. 7 - Spangenburg) und führte das Stellmacher- bzw. Wagnerhandwerk aus. Das Ehepaar hatte drei Söhne:

Johannes *22.04.1799, +12.07.1854
Werner *06.05.1802
Jacob *30.09.1807

Der Erstgeborene wurde ebenfalls Wagnermeister und heiratete am 11.04.1822 Catharina Marie Otto (*04.03.1802, +03.04.1873). Die Tochter des Ehepaares, Anna Elisabeth (*09.12.1830, +09.09.1904), ehelichte am 29.05.1852 den Hufschmiedemeister Georg Weiler (*27.08.1828, +26.01.1887). Mit dem Sohn Johannes (*05.01,1853, +15.03.1888), der am 09.02.1878 mit Anna Katharina Strippel (*09.08.1853, +1928 - aus dem Hause Strippelhanses) die Ehe einging, tauchte zum erstenmal der Hinweis auf eine Gaststätte auf. Nach dem frühen Tod ihres Ehemannes führte Anna Katharina die Gastwirtschaft allein weiter und ernährte ihre Kinder:

Werner *03.04.1879, +1959
Anna Elisabeth *09.11.1880 (später verheiratete Harbusch)
Konrad *11.12.1881 (verzog nach Melsungen)
Konrad Georg *15.06.1883, +08.02.1885
Heinrich *21.12.1885 (verzog noch FritzIar)
Georg *15.05.1888 (verzog noch Beiseförth)

Im Haus befand sich im Erdgeschoss geradeaus die Küche, links die Gaststube und rechts die sogenannte gute Stube. Im Obergeschoss lagen die Schlafräume sowie ein Zimmer mit zwei Übernachtungsmöglichkeiten.

Nach dem Sohn Werner, der 1908 Elise Käufler (*03.09.1882 in Trockenerfurth, +1959) heiratete, das Anwesen übernommen hatte, fanden auf der Wiese hinter der Gaststätte viele Sommerfeste statt. Weiler bewirtschaftete außerdem 12 Acker Land und war als Hausmetzger tätig. Das Ehepaar Weiler hatte zwei Kinder:

Elisabeth *1909 (später verheiratete Henschke)
Georg *1911

Der Stammhalter Georg, der das Pflastererhandwerk erlernte und bei der Firma Wiederhold arbeitete, ging 1937 mit Anna Elisabeth Möller (*1913 in Römersberg, +1998) die Ehe ein. Das Ehepaar zog 1952 nach Römersberg in das landwirtschaftliche Anwesen Möller. Georg Weiler verkaufte 1988 den linken Wohnhausteil an Karl-Heinz und Christa Löwe, den rechten ehemaligen Scheunenteil, der 1952 zur Wohnung umgebaut worden war, an die Gemeinde. Das Ställchen, in dem sich früher der Kuhstall und die Schmiede befanden, wurde in den 70er Jahren abgerissen, um einer Garage Platz zu machen.

Im Jahre 1895 kam die Gaststätte ins Gespräch. Ein Wanderschäfer, der nach Südhessen unterwegs war, um dort Schafe zu kaufen, wurde in der Gaststube von Burschen beobachtet. Nachdem er am Abend seine Reise fortsetzte, wurde er auf dem Hungerberg in der Nähe des Kritzebäumchens erschlagen und ausgeraubt. Einer der Täter wurde später auf der Flucht am Bahnhof von der Polizei erschossen. Der Zweite, mit Namen Nothacker, er wohnte gegenüber der Gaststätte im heutigen Haus Schäfer, bekam es mit der Angst und erhängte sich am Holzspalier seines Hauses. Der dritte Täter wurde nicht ermittelt.

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