Katholische Kirche
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam mit den Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten eine große Zahl von Katholiken in das Gebiet von Wabern. Die Gottesdienste wurden in den evangelischen Kirchen in Wabern, Harle und Uttershausen gehalten. Der Geistliche kam mit allem, was er für den Gottesdienst benötigte, als "Rucksackpriester" oft mit dem Fahrrad aus Fritzlar. Die Gemeinde sprach in der Kirche die Gebete der alten Heimat, sang die vertrauten Lieder und war fast wieder "daheim". Es wurde nun dringlich, in Wabern eine Seelsorgestelle einzurichten und an einen Kirchbau zu denken.
Die bischöfliche Behörde erwarb in Wabern im Jahre 1954 ein Grundstück in der Bahnhofstraße, das Gitta Löwenstein, die in New York wohnte, gehörte. Es eignete sich aber wegen seiner langen, schmalen Form nicht für einen Kirchbau. Deshalb war man bemüht, einen Grundstückstausch durchzuführen. Dies gelang am 3. März 1956 mit Herrn Wilhelm Germeroth. Das neue Baugrundstück (50 m lang und 22 m breit) lag in der damaligen Gartenstraße (jetzt Landgrafenstraße). Gleichzeitig wurde am 3. Juli 1956 das gegenüberliegende Haus des Facharztes Dr. Ludwig Pöllmann, erbaut in den Jahren 1950/51, erworben. Durch die nun vorhandene Wohnung war die Möglichkeit der Errichtung einer Seelsorgestelle in Wabern gegeben. Sie konnte mit bischöflicher Genehmigung vom Dezember 1956 ab dem 1. Januar 1957 mit ihren acht Außenstationen Harle, Lohre, Niedermöllrich, Obermöllrich, Cappel, Zennern, Udenborn und Uttershausen eingerichtet werden. Die Seelsorgestelle wurde Pfarrkurat Paul Pöß, der von 1947 bis 1956 Kaplan in Fritzlar war, mit dem Auftrag übergeben, in Wabern den Bau einer Kirche vorzubereiten. Die Helfer von Pfarrer Pöß waren die bischöfliche Behörde in Fulda, der Bonifatiusverein in Paderborn, die Kirchengemeinde in Fritzlar, der in Wabern gegründete Kirchbauverein und viele Wohltäter, insbesondere die Vinzentinerinnen vom Hospital zum Heiligen Geist in Fritzlar. Den Bauplan entwarf Architekt Dipl. Ing. Rudolf Schick, Fulda, der auch die örtliche Bauleitung hatte. Die Ausführung lag in den Händen der Baufirma Wilhelm Schmidt, Wabern.
Die neue katholische Kirche sollte den Namen des Hl. Wigbert tragen. Am 23. November 1958 wurde am Nachmittag die Grundsteinlegung für die neue Kirche vorgenommen. Im Auftrag des Kapitelvikars, Weihbischof Adolf Bolte, Fulda, nahm Geistlicher Rat Dechant Becker die feierliche Handlung vor. Der Fritzlarer Geistliche fügte eine kunstvoll aus Pergament gefertigte und von Herta Schild verfasste Urkunde in den Grundstein ein. Trotz ungünstiger Wetterverhältnisse konnte noch im Jahr 1958 Richtfest gefeiert werden.
Am 13. September 1959 war es dann so. weit. Der Bischof von Fulda, Exzellenz Adolf Bolte, weihte das neue Gotteshaus. Das erste Hl. Messopfer im neuen Gotteshaus zelebrierte als zuständiger Pfarrer der Dechant von Fritzlar, Geistlicher Rat Heinrich Becker. Der Domchor aus Fritzlar unter der Leitung von Kaplan Schminke und der katholische Bläserchor, Fritzlar, unter der Leitung von Franz-Josef Malkus, verschönten durch Choräle und Gesänge die würdige Feier.
Dieser erste Kirchweihtag wurde ein Freudentag besonders für die Vertriebenen, denen in diesem Gotteshaus ein Stück Heimat zurückgegeben wurde. Besonderer Dank wurde Seelsorger, Pfarrkurat Paul Pöß zu Teil, der durch seinen unermüdlichen Einsatz zum schnellen Gelingen des Gotteshauses beitrug.
Die Kirche ist ein schlichter Viereckbau (11 x 25 m Grundfläche) in Stahlbeton, dessen Außenwände mit gebrannten Ziegelsteinen verblendet wurden. Der freistehende, 18 m hohe Glockenturm wurde zur Straße vorgezogen. Das Innere der Kirche ist ein Tonnengewölbe mit zwei schmalen Seitenschiffen, die durch schlanke Säulen vom Mittelschiff getrennt sind. Im erhöhten, von breiten Wabenfenstern erhellten Altarraum stehen der schlichte Hauptaltar, Muttergottesaltar, Kanzel und Kommunionbank aus grünem italienischen Marmor (Verde Issogne). Der Fußboden ist mit grauem Juramarmor ausgelegt. Mittelschiff und Orgelempore bieten 220 Personen Platz.
Schönster Schmuck des Gotteshauses sind die zehn quadratischen Buntglasfenster an den Längsseiten des Kirchenschiffes (Schöpfungen der Glasund Metallbildnerin Agnes Mann, Poppenhausen/Rhön). Sie zeigen Bilder aus dem Leben des Hl. Wigbert. Auch die große Rosette mit dem Agnus über dem Haupteingang ist eine Arbeit der Künstlerin, ebenso stammt der Entwurf der beiden Türflügel des Hauptportals von ihr. Diese wurden in der Kunstschmiedewerkstatt des Kreishandwerksmeisters Oskar Anders, Fritzlar, in Metall getrieben und mit Buntglas verziert.
Die neu erbaute St. Wigbert-Kirche kostete 193.908,38 DM. Dieser Betrag beinhaltet auch die Kosten für die Bänke und den Beichtstuhl, die der Schreinermeister Oskar Ullrich (Asterode) anfertigte und im November 1959 aufstellte. Später wurden noch die Heizung, der Kreuzweg, das Taufbecken und die Orgel erworben. Der Turm allerdings wartet noch bis heute auf die Anschaffung der Glocken.