Kalenderblatt März 2017

März 2017

Ein Waberner in der Fußballnationalmannschaft

Karl Schmidt wurde am 5. März 1932 in Wabern geboren. Er ist der Sohn von Willi Schmidt. (*26.04.1900 +1982) und Anna Elisabeth, geborene Bauer aus Zennern (*10.08.1903 in Obermöllrich +01.01.1954). Als 10jähriger spielte Karl zusammen mit seinem Bruder Hans-Georg (*1928 +2011) im Tuspo Wabern (heute TSV Wabern). Vater Willi hatte nach 1919 mitgeholfen, den Fußball in Wabern zu etablieren. Karls Trainer war damals Ernst Paulus, der als Leichtathlet 1928 bei den Olympischen Spielen in Amsterdam die deutsche Fahne beim Einmarsch der Sportler getragen hatte. Schon früh wurden Schmidts Kopfballtaktik und seine Treffsicherheit sein Markenzeichen. 1952 wechselte Schmidt zum KSV Kassel. Er spielte auf Anhieb eine so erfolgreiche Saison, dass er maßgeblichen Anteil am Aufstieg des KSV in die damalige Oberliga Süd hatte. Seinem Heimatverein blieb er während seiner Zeit beim KSV treu, er leitete weiterhin das wöchentliche Training am Reiherwald.

Im Herbst 1953 folgte seine erste Berufung in die B-Nationalmannschaft zu einem Länderspiel gegen die Schweiz, wo sich Schmidt auszeichnete. Ein Jahr später fielen Schmidts Leistungen als Linksverteidiger bei einem Freundschaftsspiel in Kirchhain gegen den damaligen deutschen Fußballmeister 1. FC Kaiserslautern dem Trainer Richard Schneider auf, der entschied: "Wir wollen den Kleinen!" Im Juli 1955 wechselteder 1,70 m große Schmidt für ein damals verbotenes Handgeld von 2.000.-DM zum Team von Fritz Walter in die Pfalz. Parallel dazu setzte er sein Jurastudium in Mainz fort, zuvor hatte er in Marburg studiert. Rasch galt der damals 23jährige in der Pfalz als die fußballerische Entdeckung des Jahres. Hier hielt er den Weltmeistern Ottmar und Fritz Walter, Liebrich und Eckel in der Abwehr den Rücken frei, gleichzeitig fiel er durch Vorlagen für die Walter-Brüder auf. Unter der Obhut seines neuen Trainers Richard Schneider und freundschaftlichen Ratschlägen von Fritz Walter entwickelte er sich zu einem großen Techniker und hervorragendem Verteidiger. Kurz darauf, im September 1955, berief Bundestrainer Sepp Herberger Karl Schmidt das erste Mal in den Kader für das A-Nationalteam des DFB. Bei seinem Debut spielte er in Belgrad vor 70.000 Zuschauern derart überzeugend, dass acht weitere Berufungen in das A-Team folgten. An sein erstes Spiel erinnerte er sich 42 Jahre später: "Noch heute kann ich mich an die Gänsehaut bei der National-Hymne erinnern. Ich spielte als rechter Verteidiger mit meinen gerade mal 1,70 m gegen ein baumlangen jugoslawischen Angreifer von 1,92 m und gewann dennoch die meisten Kopfball-Duelle". Leider verlor die Nationalmannschaft um Fritz Walter dieses Spiel gegen Jugoslawien mit 1:3.

Karl Schmidt spielte von 1955 bis 1958 für die Nationalmannschaft. Bei allen seinen Einsätzen für das DFB-Team spielte Schmidt so fair, dass er nicht ein einziges Mal verwarnt werden musste. Berufliche und familiäre Gründe zwangen ihn dazu, auf die Teilnahme an der Fußball-WM 1958 in Schweden zu verzichten. Dadurch riss der Kontakt zur DFB-Auswahl leider ab. "Mein erstes Staatsexamen stand an. Ich musste meine Familie ernähren. Von maximal 320.- DM im Monat konnte man damals als Vertragsspieler nicht leben", so Schmidt Jahre später. Dennoch trug er zwischen 1955 und 1960 insgesamt 129 Mal das Trikot der "Roten Teufel" aus der Pfalz, dabei trug er sich sieben Mal in die Torschützenliste ein.

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn wurde der gelernte Verwaltungsjurist nahtlos als Fußball-Funktionär tätig, seit 1966 dient Schmidt beim DFB.

Für alle seine Verdienste um den deutschen Fußball verlieh ihm Bundespräsident Scheel im Jahre 1974 das Bundesverdienstkreuz.

Nach seiner Pensionierung zog Schmidt zurück nach Hessen, seit 2009 lebt er in Göttingen. Schmidt und Fußball, dass war und ist eine Einheit. 1997 formulierte es Schmidt so: "Der Fußball hat mein Leben in ungeheurer Weise beeinflusst [...], durch den Fußball habe ich die halbe Welt gesehen".

Die Mannschaftsaufstellung auf dem Foto, von rechts: Karl Schmidt, Max Morlock, Erwin Waldner, Hans Schäfer, Josef Röhrig, Jupp Posipal, Werner Liebrich, Horst Eckel, Fritz Herkenrath, Fritz Walter.

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