Kalenderblatt Juli 2016

Juli 2016

Fernsicht: Luftbild von Wabern

von Hans-Rüdiger Kemter, ehemaliger Betriebsleiter Zuckerfabrik, Hobby-Fotograf:

"Ich habe das Motiv gewählt, weil es die gesamte Kerngemeinde Wabern mit der Zuckerfabrik, der Zuganbindung und der Anbindung an den schönen Chattengau zeigt. Besonders gut gefällt mir die für ein Luftbild gute Fernsicht und damit Klarheit und hohe Auflösung des Bildes sowie die sehr schöne Cumulusbewölkung. Zur Geschichte des Bildes passt, dass ich 20 Jahre lang Leiter der Zuckerfabrik in Wabern war und in dieser Zeit ganz sicher zum Erhalt des Standortes beigetragen habe."

Das Luftbild zeigt einen Blick über die gesamte Gemeinde und stellt somit "Wabern" unmittelbar dar, und zwar aus einer Perspektive, die den meisten Einwohnern unbekannt sein dürfte. Faszinierend an Luftbildern ist das optische Zusammenfügen vieler Einzelheiten zu einem gesamten Großen, in diesem Fall zur Gemeinde Wabern. Die markanten und großen Bauwerke können auch noch aus großer Entfernung erkannt werden und bestimmen somit das Ortsbild.

Wabern - Beschreibung einer Ortslage

Entnommen aus den Marburger Geographischen Schriften "Wabern - Die Entwicklung eines Dorfes unter Einfluss der Verkehrszentralität von Gerhard Sandner (1958)

Unsere Gemeinde liegt im Mittelpunkt der Niederhessischen Senke. Zwischen dem stark gegliederten Borkener Becken und dem weitgespannten Basalthügelland um Gudensberg breitet sich hier die "Waberner Ebene" aus. Diese zwischen 2 bis 3 km breite, von der Eder durchflossene Fläche bildet den eigentlichen Kern der Niederhessischen Senke. Die Ebene wird im Norden abgeschlossen von einem 11 km langen und 50 - 60 m hohen lößbedeckten Terrassenrücken, im Süden von einer ähnlichen, flach getreppt nach Osten hin bis nahe Wabern absteigenden Terrassenfläche. Zwischen dieser Eder-Schwalm-Terrasse und dem kuppigen Homberger Bergland, das den östlichen Rahmen der gesamten Senklandschaft bildet, mündet die weite Schwalm-Aue in die Waberner Ebene ein.

Im Ortsgebiet Waberns senkt sich die Ebene von 164,8 m NN im Nordwesten auf 162,00 m NN im Osten ab. Sie liegt hier nur 1 - 3 m über dem mittleren Niveau von Schwalm und Eder und wird von einer breiten muldenförmigen Rinne, die sich von Westen her kommend südlich des Dorfes entlangzieht, durchbrochen. Da diese Hohlform bei besonderen Witterungsverhältnissen Ederhochwasser heranführte, war der Ort allseitig von Überschwemmungen bedroht. Seit dem Bau der Edertalsperre (fertiggestellt im August 1914) sind die Hochwasser, die von der Eder ausgehen, seltener geworden. In zahlreichen älteren Berichten ist von den regelmäßigen Überschwemmungen die Rede, aber sie wurden bis in die Mitte 1900 Jahrhunderts hinein nicht ungern gesehen, da sie keine starke erosive und damit verwüstende Kraft hatten, sondern langsam abkamen und die Felder und Wiesen mit einer dünnen Schicht fruchtbaren Schlammes bedeckten.

Der außerordentlich hoch stehende Grundwasserspiegel war für die bauliche Entwicklung des Ortes ein ernstes Problem. Aus diesem Grunde hatten in der Vergangenheit die wenigsten Häuser echte Keller. Erst durch die Kanalisierung des Ortes und der damit verbundenen Verlegung von Drainageleitungen sank der Grundwasserspiegel merklich.

Trotz der außerordentlichen tiefen Lage sind die Böden der Flur weder versumpft und noch überaus feucht. In Berichten aus der Mitte des 1900 Jahrhunderts wird mehrfach ausdrücklich die Trockenheit der Wiesen im Schwalmgrund erwähnt. Das mag an der mächtigen Kiesschotterbasis liegen, welche die vorwiegend lehmigen, äußert fruchtbaren Böden unterlagert. (MU)

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