Kalenderblatt Juni 2014

Juni 2014

Meierei, Domäne, Gutshof

Die Gebäude der Domäne Wabern mit seinen Nebengebäuden an der Ecke der Kurfürstenstraße / Wilhelm-Dilich-Straße wurden im 18. Jahrhundert nach dem Schloss gebaut, das von Landgraf Karl von Hessen und seiner Frau Maria Amalia von Kurland zwischen 1701 und 1712 als Jagd- und Lustschloss errichtet worden war. Auf einer Gemarkungskarte von 1737 gibt es den Gutshof noch nicht, an seiner Stelle findet sich der "Herrschaftliche Garte zur Meyerey"; gemeint ist damit ein landwirtschaftliches Pachtgut. Aus dem Jahr 1774 existiert ein Grundriss der "Herrschaftlichen Meierei zu Wabern" mit Wohnhaus, Scheuer, Marstall, Schweinestall, Brau- und Backhaus. Hundert Jahre später (1878) zeigt ein "Situationsplan von den Gebäuden der Domäne Wabern" ein Wohnhaus mit Ofenhaus, Waschhaus, Backhaus, Schweineställe, einen alten Kuhstall, Scheune und Stallung, Remise, Miststätte und den zum Schloss gehörigen Marstall.

Das Schloss und die Domäne waren ab 1866 Eigentum des preußische Staates. 1921 bemühte sich die Gemeinde Wabern vergeblich, Land aus Domänenbesitz zu erwerben.

Am 1. Juli 1924 wurde die Staatsdomäne aufgelöst, das Land (86 Hektar) wurde aufgeteilt, 14 Hektar bleiben in Staatsbesitz, den Rest teilen sich die Erziehungsanstalt Wabern und die Hessische Heimat. Die Gebäude der Domäne wurden von der Erziehungsanstalt übernommen, letzter Pächter war Heinrich Röver aus Zennern. Hofmeister Johann Nelke aus Wabern, der bereits seit 20 Jahren auf der Domäne beschäftigt war, wird in den Dienst der Anstalt übernommen. Der landwirtschaftliche Betrieb hat eine Größe von 220 Morgen. In das alte Gutshaus wird eine Gruppe Zöglinge aus dem Heim verlegt. Sie übernimmt die Stall- und Hofarbeiten. Eine Feldkolonne aus dem Heim verrichtet die Arbeiten auf den Feldern.

1950 verpachtet das Heim 1,25 Hektar Land an den Kleingartenverein, Jahre später werden 4,16 Hektar als Tauschland für Bauplätze an die Gemeinde verkauft. Für die Kläranlage und zur Erweiterung des Betriebsgeländes der Zuckerfabrik werden weitere rund 13 Hektar Ackerland abgegeben. Den Verlust an Land kann der Gutsbetrieb durch Tausch und Zukauf ausgleichen.

Mit seiner Gründung im Jahre 1953 übernimmt der Landeswohlfahrtsverband das Schloss und den Hof. Das neue Wohnhaus des Gutshofes (Backsteingebäude) wurde um 1899 erbaut, 1908 instand gesetzt und 1972 umgebaut. Ab 01.06.1973 befanden sich im Hochparterre und im ersten Stock eine Außenwohngruppe mit neun Betten, außerdem gab es eine Wohnung im Dachgeschoss.

Ein Plan von 1984 zeigt den Gutshof mit 12 Gebäuden: Am Platz des ehemaligen Pferdestalls steht inzwischen das neue Wohnhaus des Gutshofes, des Weiteren gab es zwei Trecker-Garagen, eine überdachte Lagerstätte für Dung, eine Jauchegrube, sowie sechs Schweineställe. Der große Schweinestall entlang der Kurfürstenstraße fiel am 02.12.1984 frühmorgens einem Brand, bei dem 200 Schweine umkamen, zum Opfer und wurde nicht wieder aufgebaut.

Die Feldscheune am Harler Weg wurde nach der Zerstörung Ende des II. Weltkrieges im Jahre 1947 wieder aufgebaut.

Das alte Gutswohnhaus (Fachwerkgebäude, gebaut im 18. Jahrhundert) war bis 1970 Unterkunft für die Erziehungsgruppe auf dem Gutshof und Wohnung für den Hofmeister. 1971 wurde das Gebäude abgerissen. 1984 hat der Gutshof eine Betriebsgröße von 50 Hektar Eigen- und 8 Hektar Pachtland.

Nach Kauf durch die Gemeinde wurde der Gutshof 1992 abgerissen, um Platz für 24 Sozialwohnungen zu schaffen und die Erweiterung des Neukauf-Marktes sowie die Errichtung eines Geschäftshauses zu ermöglichen.

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