Kalenderblatt Mai 2011

Mai 2011

Poststation Otto, Wilhelm-Dilich-Straße 2, früher Kasseler Straße

Die Familie Otto kann auf eine lange Tradition in Wabern zurückgreifen, die ab dem Ende des 16. Jahrhundert nachweisbar ist. Aus der Ehe von Hans (Johannes) Otto (*1597 +1663) mit seiner Ehefrau Caterina (*1603 +1676) gingen vor dem Hintergrund des 30jährigen Krieges (1618 bis 1648) drei Kinder hervor. Der jüngste Sohn Henrich (*1631 +1725) heiratete 1652 Elisabetha Hansmann (*1631 +1698). Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor.

Diese kinderreiche Tradition setzte Sohn Henrich (*1664 +1750) fort, schließlich galten die Kinder im Alter der Eltern als "Rentenversicherung". 1695 heiratete er Anna Catherina Morsch (*1672 +1718). Anna Catherina schenkte sieben Kindern das Leben, wovon vier - typisch für diese Zeit, u.a. an mangelnder Hygiene und Unterernährung - sehr früh starben: Der Letztgeborene, Nicolaus (*1709 +1744), heiratete am 11.10.1731 Catharina Elisabetha Bley (*1715 +1788). Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor. Auch die Ehe vom letztgeborenen Sohn, ebenfalls mit Namen Nicolaus (*1742 +1798), von Beruf Ackermann und Wirt, war wiederum sehr kinderreich, wenn auch erneut von hoher Kindersterblichkeit geprägt.

Der Erstgeborene von acht Kindern, Johannes (*1767 +1822), trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde ebenfalls Ackermann und Wirt. Am 5. Juni 1786 heiratete er Anna Elisabetha Otto (*1766 +1808). Elf Kinder gingen aus dieser Ehe im Umfeld der französischen Revolution hervor. Der Letztgeborene, Conrad (1805 bis 1876), wurde 1847 Waberns neuer Postmeister. Die Poststation befand sich auf dem "Neuwirtshof", dem heutigen Anwesen Hühner (Gasthaus zum Goldenen Löwen) in der Fritzlarer Straße (Kalenderblatt Januar 2001). Conrad Otto leitete schon bald den Postverkehr um. Statt in Richtung Brückenhäuschen (Lendorf und Hebel) ging nun die Post durch die Bahnhofstraße auf die Homberger Straße.

Der Sohn von Johannes, Johannes (*1793 +1858) erbaute im Jahre 1819 mit seiner Ehefrau Catharina Maria Witzel (*1799 +1832), die er am 23. Juni 1816 geheiratet hatte, den Stall und das Scheunengebäude in der heutigen Wilhelm-Dilich-Straße. Noch heute ist am Gebäudekomplex zu lesen:

Johannes Otto und dessen Ehefrau Maria geborene Witzelin haben Gott vertraut und diesen Bau gebaut. "Im Jahr 1819 am 4ten Juni aufrichten lassen durch Z[immer]M[eister] Engel".

Die Kinder aus dieser Ehe starben früh: Johannes (1818) und Otto (1824) wurden tot geboren. Am 26.08.1832 ging der Witwer Johannes mit Anna Catharina Feyerabend (*1811 bis +1859) - Kalender 10/2007 - seine zweite Ehe ein. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor. Der Viertgeborene, Heinrich (*26.06.1838 +20.01.1898) heiratete am 18.02.1865 Maria Witzel, verwitwete Otto (*22.02.1840 +1917). Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: Anna Elisabeth (*1865 +1902) und Johann Adam (*01.04.1871 +1954). Johann Adam war der letzte Posthalter der Dynastie Otto. Er heiratete am 18.11.1893 Anna Elisabeth Grebe (Siemons) (*31.03.1874 +1903). Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Johannes Karl (*1899), Heinrich (*1896) und Conrad Carl. Inzwischen gab es auf dem Hof von Johann Adam in der Wilhelm-Dilich-Straße nur noch vier Pferde für den Postbetrieb. Zwei Postillione befuhren bis 1912 mit zwei reichseigenen Postkutschen die Linie von Wabern nach Homberg. Die Kraftpost wurde dann dem Homberger Postamt unterstellt.

In zweiter Ehe heiratete der Hofbesitzer am 16.04.1904 Katharina Elisabeth Bubenheim (*04.05.1877, Mosheim, +1934). Nach dem Abriss des bisherigen Wohnhauses bauten sie gemeinsam im Jahr 1905 das heutige Haus in der Wilhelm-Dilich-Straße 2. Über der Eingangstür ist noch heute zu lesen: Erbaut im Jahr 1905 v[on] d[en] Eheleuten J.A. Otto, u. Elise geb[orene] Bubenheim.

1905 wurde Sohn Karl Werner Johannes Otto Otto, der spätere Landwirt geboren. Er ging 1935 die Ehe mit Anna Maria Ottilie Eysel (*1913 in Caßdorf +1972) ein. Im Jahr 1939 erfolgte der Umzug auf den neugebauten Hof in der Alten Kasseler Straße in dem für diese Zeit typischen Baustil (Vierseit-Hof). Später wurde der alte Hof an die Spar- und Darlehnskasse (heute Raiffeisenkasse / VR-Bank) verkauft. Das Wirtschaftsgebäude ging Anfang der 1990er Jahre in den Besitz der Familie Piutti (California Fitnessstudio) über. Das Wohngebäude wurde um 1970 an die Familien Gilga und Weingarten verkauft.

Otto und Ottilie Otto hatten die Kinder Hannelore (*1936), Witwe von Hans Mannel-Otto (*1934 +2003) und Irmtraud (*1942), Witwe von Kurt Lumpe (*1936 +2003). Im Jahre 2006 wurde das stattliche Anwesen von Bernd Otto (siehe Kalender 08/2006) erworben.

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