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Schloss
 

Jagdschloss "Karlshof"

Das Schloss von Landgraf Karl von Kurhessen Kassel (Regierungszeit 1677 bis 1730) wurde als Jagdschloss in Auftrag gegeben. Der Landgraf weilte ab 1682 oft zur Reiherbeize in Wabern. Die beschwerlichen Tagesausflüge von Kassel nach Wabern ließen den Wunsch nach einer standesgemäßen Unterkunft wachsen. Das Gebäude mit seinen Außenanlagen wurde dann von 1701 bis 1712 im Barockstil von Baumeister Gieseler errichtet und auf dem sumpfigen Untergrund mit Pfahlgründungen befestigt. 1704 wurde der Park im französischen Stil umgestaltet und die Orangerie gebaut. Das Schloss zusammen mit dem nahegelegene Gut waren eine Schenkung des Landgrafen an seine Gemahlin Marie Amalia von Kurland. 1770 fügte der berühmte Baumeister Simon Louis du Ry dem Schloss die Pavillonbauten hinzu, die mit dem Hauptgebäude durch Galerien verbunden sind. Der Erb-Sohn von Landgraf Karl Friedrich I. - zugleich König von Schweden - weilte beim Besuch seines Stammlandes nur einmal in Wabern. Sein Bruder Wilhelm VIII., der ab 1751 regierender Landgraf war, kam regelmäßig zur Jagd nach Wabern.

Karlshof
Karlshof

1753 besuchte der berühmte französische Philosoph Voltaire das Schloss. Im siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) diente das Schloss Freund und Feind als Hauptquartier. 1760, mit dem Regierungsantritt des prunkliebenden Landgrafen Friedrich II., begann die Glanzzeit des Schlosses. Bis zum Tod des Regenten (1785) zog er jeweils in den Sommermonaten mit dem gesamten Hof zur Reiherbeize nach Wabern um. Nach dem Tod des Landgrafen erlosch das höfische Leben. Das Schloss geriet in der Regierungszeit von Wilhelm IX. fast in Vergessenheit.

Während der sogenannten Franzosenzeit (1807 bis 1813) war Kurhessen ein Teil des Königreichs Westfalen. König Jerome, der Bruder von Napoleon, ließ das Schloss wegen seines schlechten baulichen Zustandes fast unbeachtet. 1819/1820 war das Schloss kurze Zeit Aufenthaltsort für die gemütskranke Herzogin Maria Frederike (Tochter des Kurfürsten Wilhelm I.). 1828/1831 ließ Kurfürst Wilhelm II. die Gebäude für Sommeraufenthalte renovieren und neu ausstatten. Da der Regent wegen einer Liaison im Jahre 1832 zurücktrat, endete auch diese Zeit des Schlosses.

1866 wurde Kurhessen als Folge des verlorenen Krieges auf der Seite Österreichs gegen Preußen annektiert und das Schloss fiel in das Eigentum des Preußischen Staates.

1886 wird eine königlich preußische Erziehungs- und Besserungsanstalt für "jugendliche Übeltäter" errichtet.

1927 wurde mit dem Erwerb der Einrichtung durch den Bezirksverband des Regierungsbezirks Kassel die Anstalt in "Landeserziehungsanstalt Karlshof" unbenannt.

1953 übernahm der Landeswohlfahrtsverband Hessen die Einrichtung und benannte sie in "Jugendheim Karlshof" um.

Heute wird das Schloss als Standort einer Station der Tagesklinik und Ambulanz der Vitos Klinik Bad Wilhelmshöhe - Klinik für Kinder- und Jugendpsychatrie - genutzt. Der frühere Marstall und das Direktorenwohnhaus im Park gehören nach einer umfangreichen Renovierung zur Schlossbergschule. Sie ist als überregionales Beratungs- und Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt "emotionale und soziale Entwicklung" für kranke Schülerinnen und Schüler zuständig. Die bisherigen Ausbildungswerkstätten des ehemaligen Jugendheimes wurden am 01.07.2012 geschlossen. Die Vitos-Gesellschaften und die Schlossbergschule gehören zum Landeswohlfahrtsverband Hessen.

Logo Wabern

Abbildungen, links: Postkarte (ca. 1970) von "Foto A. Gilbert", Homberg; rechts: Postkarte (ca. 1930) von "Verlag Ad. Bellson", Cassel

Text: Manfred Uchtmann