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Junge  /  Frösche
Skulpturen von Katrin Mörtlebauer  /  Lisa Konietzky

Die Skulpturen stellen die Figuren einer Dorflegende dar, nach welcher der Pfarrer während der Predigt von den Fröschen im Teich neben der Kirche gestört wurde und einen Jungen hinaus schickte, um die Frösche zur Ruhe zu bringen. Der Waberner Heimatdichter Albert Rotter hat diese Legende in einem Gedicht festgehalten.

Die evangelisch-reformierte Kirche in Wabern

Am 9. Januar 1722 wurde die Baugenehmigung vom Konsistorium in Kassel erteilt. Die dazu passende Inschrift "Anno 1722" findet sich über dem Ostportal. Im Frühjahr des gleichen Jahres erfolgte der Abriss der alten Fachwerkkirche. Der Maurermeister war Lorenz Gruber (hess. Grüber) aus Tirol.

Am 23. Juni 1722 fand die Grundsteinlegung in einer oberen Schicht der Grundmauern statt. Das Bauholz wurde in den Wäldern bei Jesberg und Densberg geschlagen. Fuhrleute aus Treysa brachten es seinerzeit nach Wabern, weil Wabern damals ein "zu geringes Geschirre" hatte. Im Oktober 1722 wurde der Dachstuhl aufgeschlagen. Die Einweihung der Kirche ist auf das Jahr 1726 datiert.

Während des Jahres 1752 erfolgte der Einbau der Rokoko-Orgel von Johann Philipp Schellhase aus Homberg. 1889 wurde im Zuge einer Kirchenrenovierung die Landgrafenloge abgebrochen und die Nordempore eingebaut. Im Jahr 1970 wurde die Orgel vom Westteil der Kirche in den Ostteil versetzt.

Kirche

Das Bauwerk war vor allem deshalb bedeutend, weil Landgraf Karl von Hessen-Kassel (regiert von 1670 - 1730) eine Nebenresidenzkirche hier am Ort bauen wollte.

Die stark baufällige Vorgängerkirche stand an gleicher Stelle und wurde vermutlich um 1440 erbaut. An diese Zeit erinnern noch die Taufschüssel aus dem Jahr 1660 und die beiden Glocken aus den Jahren 1470 und 1490. Als Hauptmerkmal der Kirche gilt, dass sie als Querkirche mit seitlicher Kanzel und Altar gebaut wurde. Diese Bauform, die vom Gedankengut der Reformation initiiert war, wurde von Landgraf Karl auch deshalb gewählt, weil sie es erlaubte, eine fürstliche Loge in besonders hervorgehobener Stelle anzulegen. Genau gegenüber der Kanzel saß der Landgraf in bester Hör- und Sichtweise. Die Loge des Landgrafen war nur von außen zugänglich, sie wurde 1889 entfernt. Die Kanzel ist nach reformierter Tradition das Zentrum der Kirche. Sie trägt auf den steinernen Seitenflächen vier Bibelworte, die eindrücklich die reformierte Tradition belegen.

Die Rehlinge von Wabern
oder der schlaue Pfarrer

In Wabern gab's in alten Zeiten
mehr Pfützen, als sich heute breiten.
An ihren Ufern oft sich sonnten
behaglich Frösche, wenn sie's konnten.
Sie wurden, wie es ja bekannt,
Rehlinge allgemein genannt,
und es wird oft noch kritisiert,
daß man sie nicht im Wappen führt.

Schön fanden Horstmann, Klaus und Mayer
vorm Gotteshaus den kleinen Weiher.
Es werden Geist und Herz beflügelt,
wenn sich die Kirche darin spiegelt.
Der Pfarrer auch, der Gottesmann,
war diesem Bilde zugetan,
bis eines Sommers er belehrt
sich zu dem Gegenteil bekehrt.

Was kann denn schon das Wasser schaden?
Zum Baden freilich kann's nicht laden.
Doch kann man sonntags würdig sehen
den Pfarrer dran zur Kirche gehen.
Dort predigt er vom Gottesreich.
Da wird's lebendig in dem Teich.
Die Rehlinge sind aufgewacht
und quaken froh mit aller Macht.

Das kann man in der Kirche hören
und es steht fest, die Frösche stören.
Sie tun's am nächsten Sonntag wieder,
beachten nicht die frömmsten Lieder.
Der Pfarrer ist zu Recht empört,
weil sich doch sowas nicht gehört,
und sagt drum, was er sagen muß:
"Mit dem Gequake ist jetzt Schluß".

Fünf gutgebaute starke Jungen,
die in der Kirche falsch gesungen,
bewaffnet er mit langen Stöcken
und stellt sie zu des Weihers Hecken.
"Wenn meine Predigt laut erklingt,
das Froschvolk aber wieder singt,
schlagt fest ihr auf das Wasser drauf,
ich wett mit euch, die hören auf!"

Und wirklich, was hier anbefohlen,
das tun die Jungen unverhohlen.
Kein Fröschlein hört man mehr sich regen,
weil sie das Schlagen gar nicht mögen.
Der Pfarrer predigt ungestört,
wie sich's im Gotteshaus gehört.
Zufrieden hat er sich gedacht:
Ich seh, ich hab' es gut gemacht.

Albert Rotter

Logo Wabern

Foto: Innenansicht der Waberner Kirche 2016, Bettina Mangold, Geschichts- und Kulturkreis Wabern

Gedicht: Albert Rotter (* 19. 09. 1904 Deutsch-Liebau + 13. 12. 1990 Wabern), Heimatdichter, Lehrer an der Volksschule Wabern von 1948 bis 1969

Text: Horst Schattner, Manfred Uchtmann