Pianist und Sänger Sören Flimm zu Gast beim Jahresempfang

Januar 2020

Jahresempfang 2020

Auch für das Jahr 2020 hatte der Geschichts- und Kulturkreis Wabern e.V. zu seinem traditionellen Jahresempfang in den Saal der Gaststätte "Zur Krone" eingeladen. Vorsitzender Manfred Uchtmann und seine Vorstandskollegin und -kollegen konnten am vergangenen Freitagabend 100 Mitglieder und Freunde des Vereins auf das herzlichste begrüßen. Die musikalische Eröffnung war ein Genuss. Die aus Mitgliedern des Vereins bestehende Musikgruppe "Sugartones" mit Ewa Köthe, Dr. Helmut Hennighausen, Frieder Kraus, Andreas Köthe und Günther Knoblauch sorgten für beste Unterhaltung. Hierbei durften die von Andreas Köthe getexteten Lieder über Wabern nicht fehlen.

Der Abend stand unter dem Motto "Wir feiern Geburtstag - 20 Jahre Waberner Heimatkalender".

Die Vorstandsmitglieder gaben einen Rückblick auf diese Zeit. Als im Mai 1992 die 1175-Jahrfeier zu Ende war, sahen es die Mitglieder des Arbeitskreises der Fotoausstellung "Wabern im Wandel" als eine Notwendigkeit an, die begonnene Arbeit fortzuführen. Es sollte bis zum Jahre 2000 dauern, bis der Wunsch Wirklichkeit wurde. Im April trafen sich die Initiatoren zu einem Meinungsaustausch. Es wurde sich damals darauf geeinigt, einen Waberner Heimatkalender für das Jahr 2001 herauszubringen. Die Initiatoren präsentierten bereits unter dem Namen "Geschichtskreis Wabern" am 22. Oktober 2000 in der Mehrzweckhalle den ersten Kalender. Der Kalender wurde von Klaus Michael aus Gudensberg-Deute gedruckt. Der Verein ist ihm 20 Jahre treu geblieben. Der Vorsitzende bedankte sich bei Michael für diese Zusammenarbeit, zumal der damals festgelegte Preis heute noch gilt.

Die erschienenen 20 Kalender bedeuten, so Uchtmann, 240 Kalenderseiten und 260 Bilder. Eine Erfolgsgeschichte, was daran deutlich wird, dass der Kalender auch im zwanzigsten Jahr noch stark nachgefragt wird. Regelmäßige Abnehmer sind auch ehemalige Waberner Bürger, die heute in allen Teilen der Bundesrepublik wohnen.

Für die Berichte auf der Rückseite der Kalenderblätter waren nicht immer einfache Nachforschungen erforderlich. Der Weg der Berichterstatter führte auch in das Hess. Staatsarchiv nach Marburg. Hier wurde manches Dokument gefunden. So auch ein Pressebericht vom 26.06.1899 der in Stuttgart erschienen Neckarzeitung über den angeblichen Selbstmord des Pfarrers Ludwig Werner, der sich während des Gottesdienstes auf der Kanzel erschossen haben sollte. Da derselbe noch lebte, schrieb er einen deftigen Brief an die Zeitung und forderte eine Richtigstellung. Nicht nur die Presse-Ente sondern auch die damalige Wortwahl bei allen Artikeln, die von Roland Schippany vorgetragen wurden, stieß bei den Gästen auf große Heiterkeit.

Anschließend trug Rainer Kumaus die Geschehnisse um einen tatsächlichen Todesfall vor. In der ehemaligen Gaststätte "Zum weißen Ross" trafen sich drei Waberner Bürger zu einem Umtrunk. Ein weiterer Gast war ein Wanderschäfer, der auf dem Weg in den Süden war und dort eine Schafherde kaufen wollte. Die drei Waberner Spießgesellen erkannten wohl, dass der Reisende im Besitz von viel Geld war. Sie lauerten ihm auf dem Hungerberg auf und erschlugen ihn. Die Polizei war am nächsten Tag den Tätern auf der Spur. Als einer der Täter am Bahnhof aufgegriffen wurde, erhängte sich der Beteiligte Notacker, dem das Wohnhaus in der Frankfurter Straße 13 gehörte. Der dritte Totschläger wurde nie ermittelt. Aber es gab zahlreiche Gerüchte im Dorf.

Zu einem Mordversuch kam es auf dem Hofe Thielepape. Im Fritzlarer Anzeiger vom 16.02.1894 ist nachzulesen, so Ralf Vonhold, dass Wabern Schauplatz eines Mordversuches gewesen ist. Die Zeitung von damals berichtet, dass der Gutsbesitzer Thielepape nach einem Streit zwei Schüsse auf seine Ehefrau abgab. Dabei verletzte sie der erste Schuss an der Seite und der zweite prallte an einer Korsettstange ab- die Ehefrau überlebte. Diese Tat nahm für den Gutsbesitzer kein gutes Ende, da er sich selbst erschoss.

Im heutigen Ärztehaus in der Bahnhofstraße, so berichtete Dr. Helmut Hennighausen, praktizieren Ärzte seit 1892. In diesem Jahr kam der 1866 in Witzenhausen geborene Emil Rotfuchs mit seiner Ehefrau Charlotte nach Wabern und ließ sich im Haus Nr. 113 nieder. Das Ehepaar hatte vier Kinder. Der Tochter Eduarde Auguste Julie Franziska Else verdanken wir eine ausführliche Beschreibung der damaligen Lebensverhältnisse in und um das Haus Rotfuchs, die der Vortragende in Erinnerung brachte. Der Sanitätsrat, als Landarzt, hatte die Bevölkerung von acht Dörfern zu versorgen. Er erreichte seine Patienten mit einem Pferdefuhrwerk. Ab 1924 bekam Rotfuchs das erste Auto. Die Technik hatte aber ihre Tücken. So erzählte Helmut Hennighausen von Rotfuchs' erste Fahrt, die wegen Mangel an Fahrkenntnissen - er fand die Bremse nicht - in einem Misthaufen endete. Der Sanitätsrat verordnete allzu oft zur Linderung von Beschwerden den "schmackhaften" Haferschleim, was ihm im Dorf den Beinamen "Dr. Haferschleim" einbrachte. Zu Beginn einer weiteren Erzählung stellte Bettina Mangold fest, dass Haferschleim sehr gesund sein kann und noch heute manche Zeitgenossen eine solche nahrhafte Kost zum Frühstück verspeisen. Sie erinnerte daran, dass um die Jahrhundertwende mancher Zögling im Karlshof sich eine solche Verpflegung gewünscht hätte. Anhand von Aufzeichnungen aus dieser Zeit und eines Beschwerdebriefes eines Zöglings berichtete sie über die dürftige Ernährung und den Umgang bei Krankheitsfällen.

Der Vorsitzende Manfred Uchtmann erinnerte anschließend an die zahlreichen Kalenderthemen. Er dankte den Mitgliedern des Arbeitskreises "Heimatkalender" und den Sponsoren, die mit ihren Geldbeiträgen die Finanzierung der einzelnen Kalender erleichtert haben. Zum Schluss seiner Ausführungen dankte Bürgermeister Claus Steinmetz dem Geschichts- und Kulturkreis für die gute Zusammenarbeit im Bereich der Kultur in Wabern und für das hervorragende Vereinsengagement nicht nur des Vorstandes sondern vieler Mitglieder. Er lobte auch das Engagement im Hinblick auf die zwanzig erschienen Heimatkalender, in denen die Zeitgeschichte dokumentiert ist. Er wünschte den Vereinsverantwortlichen noch viel Schaffenskraft für die Kalender der kommenden Jahre.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends sollte jedoch der Pianist und Sänger Sören Flimm werden. Der Musiker hatte für den Abend zahlreiche Songs aus verschiedenen Musicals und bekannten Filmen ausgesucht. Auch Lieder von Udo Jürgens und Herbert Grönemeier fehlten nicht. Mit Leichtigkeit und Stil leitete der Neukirchner durch sein einstündiges Programm. Seine qualitativ hervorragend vorgetragenen Gesangsbeiträge waren ein Besuch wert. Über die abschließenden Zugabeforderungen und die Ovationen zeigte er sich beeindruckt und schloss sein Konzert mit dem Song "Time to say goodbye" ab.

Zum Schluss dankte der Vorsitzende allen Akteuren für ihren Einsatz und den Besuchern für ihr Kommen und wünschte allen einen guten Verlauf des neuen Jahres.

Text: Manfred Uchtmann, Foto: GuKk

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